Traumbilder

von Eva Mayer / Stadtmagazin MEIER

Spektakulär sind die Motive von Suanne Neiß nicht: getrocknete Wassertropfen auf einer Fensterscheibe, eine spiegelnde Kachel in einem Schwimmbad, das Glitzern einer Sonnenblende. Mit sensiblem Blick für Details, Farbe und Licht hält die Fotografin atmosphärische Momente des alltäglichen Umfelds fest. Neben großformatigen Bildern aus den vergangenen Jahren zeigt die 32-Jährige in der Galerie raum2 neun Arbeiten aus ihrer neuen Serie „l'été 2003”. Obwohl sommerlich lichtdurchflutet, sind die im französischen Miramas entstandenen Aufnahmen wenig süßlich und idyllisch verklärend: Ihnen haftet eine schwer fassbare surreale Stimmung an, die ein wenig an Traumbilder erinnert.

Auch in Ihren aktuellen Arbeiten beweist die studierte Kommunikationsdesignerin ihr Gespür für besondere Lichtverhältnisse. Ein im Gegenlicht aufgenommener transparenter Ball scheint von innen giftig zu leuchten und wirkt dadurch mehr wie ein bedrohliches Objekt als ein harmloses Kinderspielzeug. An eine künstliche Studioaufnahme erinnert auch eine Sommerwiese, in deren Vordergrund sich bunte Wäscheklammern in weiche, konturlose, kaum zu benennende Farbflächen auflösen. In den Fotografien von Susanne Neiß ist die inhaltliche Zuordnung der Motive gar nicht so wichtig. Sie tritt zurück zugunsten sinnlich-ästhetischer Qualitäten wie dem Spiel mit Strukturen, Lichtreflexen und Farbstimmungen.