Banale Gegenstände werden zur Farbfläche
Susanne Neiß zeigt abstrakte Foto-Bildkompositionen in der Mannheimer Galerie E 5
von Milan Chlumsky / Rhein-Neckar-Zeitung
1999 gewann Susanne Neiß den Welde-Kunstpreis für Fotografie. Alles ließ darauf schließen, dass sich die 1971 in Worms geborene und in Mannheim lebende Fotografin gegenständlichen Motiven widmen würde. Als sie dann 2004 im Heidelberger Haus in Montpellier ihre erste große Ausstellung zeigte, war das Gegenständliche aus ihren Bildern verschwunden. Stattdessen sah man große, beinah malerische Farbflächen, in denen sich nur gelegentlich Landschaftsausschnitte oder Wasserspiegelungen erahnen ließen. In der jetzigen Ausstellung in der Galerie E 5 in Mannheim rückt das Licht in den Vordergrund. Gelegentlich meint man einen Grashalm oder eine Waldlichtung zu erkennen, sicher ist dies jedoch nicht.
Die großformatigen Fotografien wirken schwerelos, wenn sich die aus nächster Nähe
aufgenommenen Gegenstände oder aus einer Froschperspektive fokussierten
Landschaftsmotive in unzählige Farbfelder auflösen. Hinzu kommt eine leichte
Kamerabewegung, die diese Farbfelder in schwungvolle Linien verwandelt.
Hier zeigt sich, dass auch die banalsten Gegenstände in der Fotografie durch
Unschärfe abstrakte Bildkomposition ergeben, die sich mit der abstrakten Feldmalerei
messen können. Eine interessante Schau, ein bemerkenswertes Talent.
